Ich hab heute eine Okroschka [окрошка] gekocht. Na ja, was heißt gekocht… Das klingt für mich genauso pompös wie „Ich habe heute ein belegtes Brötchen gekocht. Und zwar selber!“ Kocht ihr denn wirklich alles? Auch Salat?
Wie dem auch sei, es ist der richtige Sommer hier (über 30 Grad Hitze und das kein Sarkasmus) und es muss eine Okroschka gekocht werden.
Ich hab noch keinen Ausländer in meinem Leben gesehen, dem Okroschka geschmeckt hat. Ich meine, gut geschmeckt.
Eine Okroschka ist eine Tradition, steckt tief in russischer Kultur, fast wie ein Wodka. Wodka gehört dem Winter und Okroschka – dem Sommer. Moment, nein, Kwas gehört dem Sommer. Was? Ihr weißt nicht, was ein Kwas ist? Ach, kwas! Das ist eben eine Zutat für die Okroschka.
Na gut. Eins nach dem anderen.
Okroschka ist eine kalte Sommersuppe, die uns, Russen, immer an Datscha, Garten, Dorf und Sommer erinnert. Deswegen kocht man sie, ehe der letzte Schnee ist weg. Oder mitten im Winter, um ein schönes wärmendes Sommergefühl zu bekommen. Deutsche kochen heißen Glühwein und Russen – eine kalte Okroschka. Ich kriege immer Gänsehaut, wenn ich an diesen riesigen Unterschied in zwei Kulturen denke.
Eigentlich besteht Okroschka nur aus zwei Komponenten – Salat und Kwas. Für den Salat braucht man gekochte Kartoffel und Eier, Wurst, Gurken, Radieschen, Lauch und Petersilie. Alles seeeehr klein schneiden. So klein wie möglich. Das ist prinzipiell wichtig, weil Okroschka früher als Pokroschka ausgesprochen wurde und das stamm vom Wort pokroshit’ (zerkrümeln). Also klein schneiden, salzen, saure Sahne oder Majonäse dazu geben und nun das Wichtigste – den Kwas.
Der Kwas ist ein ostslawisches Getränk, das durch Gärung aus Brot hergestellt wird. Ok, erwischt, diesen Satz hab ich von Wikipedia abgeschrieben. Sonst hätte diese meine Erklärung ne halbe Ewigkeit gedauert.
Früher bereitete man den Kwas selbstständig zu Hause. Das roch so gut…. Nun kann man ihn in jedem Laden kaufen: süß, sauer, still oder mit Gas. Den erfrischenden Kwas beginnt man im frühen Sommer auf der Straße aus solchen Fässern zu verkaufen:
Sowas hab ich auch in Weißrussland und Georgien schon mal gesehen.
Manche verrückte Russen benutzen für Okroschka nicht den Kwas, sondern das Ayran (komisches saures Milchgetränk aus Vorderasien) oder gar das Mineralwasser mit frischer Zitrone. Ich gehöre zu den letzten. Versteht ihr jetzt, wie komisch ich bin?..
Mal im Ernst. Ihr sollt diese seltsame Suppe mal auch kosten. Ich wette jedoch, ihr schafft nicht mehr als zwei Löffel davon 😉
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